Blick hinter die Kulissen | Auf Augenhöhe mit den Helden des Waldbodens

08.07.2021 Lisa Carina Immel

Eine mehrere Meter breite Wand bildet den Eingang zu einer Reise in den Waldboden und vermittelt den Besucher:innen das Gefühl um ein Vielfaches zu schrumpfen. Foto: LWL/Steinweg

Museumsmalerin gestaltet begehbare Bodenkammer im LWL-Museum für Naturkunde

Eine Reise in die obersten Zentimeter des Waldbodens können Besucher:innen im LWL-Museum für Naturkunde in Münster antreten. Eine "Bodenkammer" ist Teil der neuen Sonderausstellung "Alleskönner Wald", die seit dem 25. Juni 2021 im Museum zu sehen ist.

Die Museumsmalerin Beatrix Clement gestaltet die Innen- und Außenwände der begehbaren Bodenkammer, die ab Juni in der neuen Ausstellung "Alleskönner Wald" im LWL-Museum für Naturkunde in Münster zu sehen sein wird. Foto: LWL/Steinweg

Um die Besucher:innen in diese Welt eintauchen zu lassen, arbeitete Dipl.-Designerin und Museumsmalerin Beatrix Clement an der künstlerischen Gestaltung der Innen- und Außenwände. Mit einer begehbaren Bodenkammer und der davorliegenden acht Meter breiten und vier Meter hohen, bemalten Wand möchte Ausstellungsmacherin Nadine Howe das abstrakte "Universum Waldboden" erlebbar machen. "Durch die künstlerische Gestaltung kann die Besucherin und der Besucher, scheinbar geschrumpft, in diesem Raum die heimlichen Helden des Bodens treffen, ohne die sich das Laub auftürmen würde", sagt Howe.

Bekannte Bodenbewohner wie der Regenwurm, aber auch unbekannte Arten werden von Beatrix Clement um ein Vielfaches vergrößert auf der Wand zum Leben erweckt. Foto: LWL/Steinweg

Der geeignete Maßstab

Möglich wird dies durch die starke Vergrößerung der Bodenbestandteile und Bewohner von 100 : 1 an der Außenwand und 600 : 1 im Inneren der Kammer. Die Illusions- und Landschaftsmalerin Clement entschied sich zusammen mit der Ausstellungsmacherin für zwei unterschiedliche Maßstäbe. Da die typischen Bodenbewohner enorme Größenunterschiede aufweisen und es nur so möglich war, deren komplette Vielfalt zu zeigen, griff die diplomierte Designerin zu diesem Mittel. "Ein Regenwurm wäre bei einer sechshundertfachen Vergrößerung letztlich circa 36 Meter lang und 2,40 Meter breit geworden - zu groß für unsere Wand. Andere Bodenbewohner wiederum sind bei einem Maßstab von hundert zu eins kaum erkennbar", sagt Clement.

Für die Darstellung der vielen Bestandteile des Waldbodens benutzt Museumsmalerin Beatrix Clement Acrylfarben in unterschiedlichsten Farbtönen. Foto: LWL/Steinweg

Die künstlerische Umsetzung

An der Umsetzung dieser Reise arbeitete Clement bereits seit Mitte März. Mit einer intensiven Recherche zur Zusammensetzung des Bodens und seinen Lebewesen ging es los. Sie entdeckte, "wie viele unterschiedliche Tiere auf kleinstem Raum leben". Anschließend untersuchte sie Waldbodenproben unter dem Mikroskop, sprach mit Howe über die verschiedenen Arten, die abgebildet werden sollen und entwickelte passende Skizzen davon.

Eine Herausforderung für Clement war dabei, zahlreiche Aspekte wie die verschiedenen Farben der Tiere und Bodenbestandteile, die Form der Sandkörner oder auch die Anzahl der jeweiligen Tiere und ihren spezifischen Lebensraum im Boden zu berücksichtigen. Springschwänze, Raubmilben, Rädertierchen und viele andere winzige Lebewesen mussten alle genauestens studiert und anschließend lebensecht im richtigen Größenverhältnis an die Wand gebracht werden. Selbst kleine Wasseradern oder Jagdszenen können Besucher:innen bei genauem Hinsehen entdecken.

Ausstellungsmacherin Nadine Howe zeigt einen um das 600fache vergrößerten Springschwanz. Das Modell wurde von Klaus Leitl hergestellt. Foto: LWL/Steinweg

Im Inneren der Bodenkammer

Vollständig wird die Reise in den Waldboden innerhalb der Kammer durch ein Zusammenspiel von künstlerischer Ausstellungsgestaltung, geologischer Präparation, Modellen und Technik. Beispielsweise wird an modellierten Baumwurzelspitzen und Pilzwurzeln sowie versteckten Lichtleisten der Nährstoffaustausch erklärt. Detaillierte Modelle zeigen die eher unbekannteren Bodenbewohner Springschwanz und Raubmilbe.

Hintergrund zur Ausstellung

Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster zeigt seit dem 25. Juni 2021 die Sonderausstellung "Alleskönner Wald". Auf 560 Quadratmetern Ausstellungsfläche sowie im Außenbereich des Museums lernen Besucherinnen und Besucher den Wald als Lebensraum, Ökosystem, Arbeitsplatz sowie Zufluchtsort kennen.
Die Ausstellung beinhaltet Brailleschrift, einen speziellen, mehrsprachigen Audioguide (D, EN, NL) sowie eine Audiodeskription für Blinde und sehbehinderte Menschen, Tastmodelle für Menschen mit Sehbehinderung, Mitmachstationen und untertitelte Filme.
Begleitend zur Ausstellung werden museumspädagogische Programme für Schülerinnen und Schüler, Kinder und Jugendliche sowie Führungen für Erwachsene, Werkstattnachmittage und Literarische Rundgänge angeboten. Ein Begleitbuch vertieft die Inhalte der Ausstellung und ist im Shop erhältlich.

Hier geht es zur Website: https://alleskoenner-wald.lwl.org/

Kategorie: Ausstellungen

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