Blick hinter die Kulissen | Landesausstellung "Vom Kommen und Gehen" - Wasserbüffel

11.07.2020 Lisa Carina Immel

Wasserbüffel lebten einst in Westfalen

Präparator Rudolf Loheide in der neuen Westfalenausstellung. Foto: LWL/Steinweg

Museum präparierte Tier der Eiszeit für Ausstellung

Wasserbüffel in Westfalen? Was im ersten Moment unwahrscheinlich klingt, war in der Eiszeit Realität. Das LWL-Museum für Naturkunde ließ eines dieser Tiere nun wieder auferstehen. In der Ausstellung „Vom Kommen und Gehen - Westfälische Artenvielfalt im Wandel“ ist seit dem 30. Juni 2017 in Münster ein Wasserbüffel zu sehen. Er wurde in der zoologischen Präparationswerkstatt des Museums extra für die Ausstellung angefertigt.

Rudolf Loheide mit dem präparierten Wasserbüffel. Foto: LWL/Steinweg

Herzstück der Ausstellung ist eine Karawane. Gezeigt werden darin ehemals in Westfalen lebende Tiere genauso wie eingewanderte Arten. Ein besonders großes Objekt in der Karawane ist der Wasserbüffel. Er führt die Karawane an. Das Tierpräparat wurde in der zoologischen Präparationswerkstatt des Museums von Präparator Rudolf Loheide angefertigt: „Die Entstehung des Präparates hat bereits ein Jahr zuvor begonnen. Insgesamt haben wir mit Trocknungszeiten und Gerbungszeiten rund sechs Monate für die Anfertigung gebraucht.“ Der Fachmann des LWL musste dafür zunächst das Fell eines verstorbenen Wasserbüffels abziehen und das Tier vermessen. Die Haut wurde anschließend zum Gerben außer Haus gegeben.

Nach drei Monaten begann Loheide mit seiner eigentlichen Arbeit und bereitete den Kunstschaum-Körper des Tieres, welcher die Knochen und das Fleisch des lebenden Tieres ersetzt, für das Überziehen des Fells vor. „Damit wir den Körper nicht komplett neu anfertigen mussten, habe ich auf einen bereits vorhandenen künstlichen Büffelkörper zurückgegriffen. Dieser wurde für das Tier umgearbeitet. Durch mehrfache Anprobe des Fells wurde immer wieder kontrolliert, ob der Grundkörper mit den echten Maßen des Büffels nun übereinstimmt“, erklärt Loheide. Erst anschließend konnte der Präparator dem Tier das Fell wieder überziehen und vernähen. Das Vernähen ist bei einem Tier mit kurzem Fell eine sorgfältig auszuführende Arbeit, bei der die Nähte hinterher möglichst nicht zu sehen sein sollen. Die Haut wird danach noch mit Nadeln am Unterkörper fixiert, damit sich die Haut aus den Körpervertiefungen hinterher nicht wieder löst. Abschließend musste das Gesicht nachmodelliert und die Nase und die Augenlieder eingefärbt werden.

Rudolf Loheide in der Präparationswerkstatt. Foto: LWL/Steinweg

Der ausgestellte Wasserbüffel ist eine Haustierform des asiatischen Wasserbüffels. Verwandte der heutigen asiatischen Wasserbüffel lebten in der sogenannten Holstein Warmzeit, einer milderen Phase der Eiszeit vor etwa 340.000 Jahren. Mit dem Ende der Holstein-Warmzeit verschwand der Büffel aus Mitteleuropa. Auch die heutigen Wasserbüffel kommen noch mit winterlicher Kälte zurecht, sind als Schutz vor der Witterung aber auf Gewässer angewiesen. In Westfalen können Wasserbüffel wieder angetroffen werden, etwa in der Landwirtschaft oder zur Beweidung in Naturschutzgebieten, so zum Beispiel in der Woeste im Kreis Soest.

Hintergrund zur Ausstellung

Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster zeigt seit dem 30. Juni 2017 die Dauerausstellung „Vom Kommen und Gehen - Westfälische Artenvielfalt im Wandel“. Auf 320 Quadratmetern erleben Besucher auf einer Zeitreise das Kommen und Gehen von Tieren und Pflanzen. Die Belege eiszeitlicher Knochenfunde verschwundener Tierarten sind als Originale in der Ausstellung zu sehen. Besucher können die Tier- und Pflanzenwelt Westfalens entdecken und sich über aktuelle Forschungsergebnisse informieren. Die Ausstellung ist dank Brailleschrift, einem speziellem Audioguide und Tastmodellen für Menschen mit Sehbehinderung genauso geeignet wie für Sehende oder Hörbehinderte. Begleitend zur Ausstellung werden museumspädagogische Programme für Kinder und Jugendliche sowie Führungen für Erwachsene angeboten.